Im Verlauf der letzten Jahre war kaum eine Jahreslosung so aktuell wie die Losung für 2025: prüfet aber alles, und das Gute behaltet. (1. Thessalonicher 5, 21) Dieses Wort verdient eine eingehende Betrachtung – hier also der erste Teil davon.
In der Welt hören wir heute von Tag zu Tag immer mehr „Neuigkeiten“. Gab es noch vor wenigen Jahren nur drei Fernsehprogramme, ein paar Radiosender und eine überschaubare Zahl von Zeitungen, so wird der moderne Mensch regelrecht überflutet von Videos, Text und Sprachnachrichten. Wer kann da noch den Überblick behalten? Was ist richtig – was ist wichtig?! Nicht ist schlimmer, als alles unge prüft zu glauben – und dann auch noch einfach weiterzuleiten.
Wenn das schon für unser Alltagsleben gilt: Wie viel mehr muss es für die geistlichen Dinge gelten! Paulus schreibt den obigen Vers in einer Reihe von insgesamt sieben kurzen Aufforderungen. Und ich finde, dass jede davon sehr aktuell ist. Außerdem: Der ganze Brief, in dem unser Losungsvers steht, richtet sich an eine Gemeinde, die es offenbar nicht leicht hatte. Das klingt im ganzen Brief an.
Wir lesen in Kapitel 3 deshalb, dass Paulus den Timotheus nach Thessalonich geschickt hatte, um „nach dem Rechten zu sehen“. Die Ermahnung, alles zu prüfen, hat also einen guten Grund. Paulus will hier nicht als ein strenger Lehrer auftreten, sondern er weiß: „Es gibt gute Gründe, ganz genau hinzusehen, was verkündet wird.“
Dazu passt auch der Vers, auf den in meiner Bibelausgabe als Verweis gezeigt wird: Ihr Lieben, glaubet nicht einem jeglichen Geist, sondern prüfet die Geister, ob sie von Gott sind; denn es sind viel falsche Propheten ausgegangen in die Welt. (1. Johannes 4, 1) Da wird nochmal ganz deutlich gesagt: Es gibt viel, das nach Gott aus sieht – die Frage ist allerdings: Kommt es auch von Gott?!
Wenn schon zwei namhafte Apostel diesen Ratschlag geben – sind wir dann nicht gut beraten, das ernst zu nehmen? Mal ganz ehrlich: Das Spektrum der verschiedenen Meinungen und Lehren in der Christenheit war schon immer groß. Aber im Lauf der letzten Jahrzehnte ist es nochmals gewachsen. Hier nur ein Beispiel dafür.
Wir kennen eine Gemeinde in Karlsruhe, bei der alle Lieder ohne Begleitung gesungen werden. Begründung ist: „Wenn schon die Apostel keine Instrumente hatten, dann ist es ein Fehler, wenn wir zum Singen Musik machen.“ Dafür hat sich eine andere Gemeinde zum Ziel gesetzt, wohl unter den besten Szene-Clubs genannt zu werden. Die Musik unterscheidet sich nämlich von Art und Laut stärke nicht von den bekannten Diskotheken (und weil ich selbst mehr als einmal dort war, weiß ich, was ich sage!)…
Wie wir sehen, sind wir auch heute gut beraten, genau hinzusehen. Paulus schreibt einer anderen Gemeinde: Mich wundert, dass ihr euch so bald abwenden lasset von dem, der euch berufen hat in die Gnade Christi, zu einem anderen Evangelium, (Galater 1, 6) Was war dort passiert? Nun, andere Prediger hatten dort wieder den Wert auf Gesetz und Beschneidung gelegt.
Deshalb sagt der Herr: Ich weiß deine Werke und deine Arbeit und deine Geduld und dass du die Bösen nicht tragen kannst; und hast versucht die, so da sagen, sie seien Apostel, und sind’s nicht, und hast sie als Lügner erfunden; (Offenbarung 2, 2) Ephesus war also wachsam gewesen und hat sich nicht durch Titel blenden lassen.
Aber wie passt denn dieser Prüfauftrag zu dem Vers: Richtet nicht, auf dass ihr nicht gerichtet werdet. (Matthäus 7, 1)? Sollen wir nicht einen großen Bogen um Zank, Kritik und Besserwisserei machen?
Mehr dazu lesen wir im nächsten Monat.