Wenn diese Ausgabe von Gemeinde Aktuell ausliegt, ist das große Spektakel der Fußball-EM schon vorbei. Aber während ich diese Zeilen schreibe, liegt das Finale noch recht weit in der Zukunft. Wer wird gewinnen – und wer den undankbaren zweiten Platz erhalten? Ich weiß es nicht.
Allerdings: Seit der Weltmeisterschaft 2010 versucht man, den Ausgang eines Spiels wieder vorherzusagen. Mit einem Tier als Orakel. 2010 war es der Krake Paul in einem Aquarium in Oberhausen. Er hat zahlreiche Nachfolger gefunden: Linus, der Elch im Wildpark Pforzheim, die Wüstenrennmaus Oreo im Karlsruher Tierheim oder zwei Kondorküken im Vogelpark Potzberg in der Pfalz.
Das Vorgehen ist einfach: Es gibt zwei Futterschüsseln, jede mit der Landesfahne der spielenden Nation gekennzeichnet. Und nun die Frage: Aus welcher Schüssel wird zuerst gefressen? – An der Hochschule Furtwangen versucht man sogar, aus dem Wachstumsverhalten von Darmbakterien in einer Laborschale, Rückschlüsse auf den Gewinner des nächsten Spiels zu ziehen. Ja, im Ernst.
Ist das nur ein harmloser Spaß? Oder der Versuch, für seinen Tierpark etwas Aufmerksamkeit zu erreichen? — Nein, leider nicht! Auf der einen Seite leben wir, so hören wir immer wieder, in einer aufgeklärten Gesellschaft, in der die Wissenschaft schon lange nicht mehr auf einen Schöpfer als Ursprung aller Dinge angewiesen ist. Der moderne Mensch klammert sich an „Urknall“ und „Evolution“. Wobei manche wissenschaftlichen Theorien ja mindestens so viel Glauben von ihren Zuhörern fordern, wie eine sonntägliche Predigt.
Jedenfalls ist der Glaube an Gott wohl nichts, was man den Leuten im „Informationszeitalter“ noch ernsthaft zumuten könnte. Die Naturgesetze erklären ja den Lauf der Dinge wohl recht gut.
Und auf der anderen Seite blüht der Aberglaube in einem Maß auf, dass wir nur staunen können. Klar: Wo der wahre Gottesglaube nicht mehr zählt, sind okkulten Entgleisungen alle Türen weit geöffnet. Es ist eben nicht natürlich, das Übernatürliche zu leugnen.
Von Napoleon Bonaparte ist mir das Zitat überliefert: „Die Menschen glauben alles, es darf nur nicht in der Bibel stehen.“ In der Tat: Da ist das Freßverhalten einer Rennmaus ein Zeichen dafür, welches Team beim Fußball weiterkommt; da werden „Heilsteine“ angeboten und Schutzengel-Figuren; da hängen sich Leute ein Kruzifix an den Innenspiegel des Autos (wohl, um damit ihren riskanten Fahrstil abzusichern?) — willkommen im „finsteren Mittelalter“, liebe Neuzeit!
Welche regelmäßig erscheinende Zeitschrift kann es sich leisten, kein Horoskop abzudrucken? Und welcher Buchladen kann auf das große Sortiment esoterischer „Ratgeber“ verzichten? Ich will gar nicht wissen, wie viele Menschen an Sylvester Blei gießen, um zu erfahren, ob das neue Jahr nun Glück oder Probleme bringt.
Schon bei Mose heißt es: Ihr sollt euch nicht wenden zu den Wahrsagern, und forscht nicht von den Zeichendeutern, dass ihr nicht an ihnen verunreinigt werdet; denn ich bin der Herr, euer Gott. (3. Mose 19, 31) – Wenn eine Seele sich zu den Wahrsagern und Zeichendeutern wenden wird, dass sie ihnen nachfolgt, so will ich mein Antlitz wider dieselbe Seele setzen und will sie aus ihrem Volk ausrotten. (3. Mose 20, 6) Nein, Gott duldet hier keine Konkurrenz.
Unser „christliches Abendland“ ist auf dem besten Weg zurück in die heidnische Antike. – Ich halte mich lieber an die Bibel: Weise mir, Herr, deinen Weg, dass ich wandle in deiner Wahrheit; erhalte mein Herz bei dem einen, dass ich deinen Namen fürchte. (Psalm 86, 11) – auch, wenn so die Frage nach dem nächsten Sieger offen bleibt…