Das Jahresende ist wieder einmal in Sicht gerückt – und damit auch Weihnachten. Selbst für Menschen, die von Jesus eigentlich nichts wissen wollen, wird es jetzt schwer, dem „Kind in der Krippe“ nicht irgendwo zu begegnen.

Bei einem Blick auf die Weihnachtsgeschichte fällt mir aber auf, dass viele Abbildungen von Jesus so nicht stimmen können. Dabei meine ich jetzt nicht die Darstellung als viel zu großes Kind, dazu mit einem Heiligenschein. Nein: Um Jesus und andere Personen der Weihnachtsgeschichte sehen wir in vielen Bildern einige Engel herumschweben. Nur: Waren sie denn wirklich dort, wo sie so gerne gemalt werden? Bei Jesus im Stall, um sich um ihn zu kümmern?

Es ist durchaus die Rede von Engeln in der Weihnachtsgeschichte: Und alsbald war da bei dem Engel die Menge der himmlischen Heerscharen, die lobten Gott und sprachen: … (Lukas 2, 13) Ja, die Engel waren schon da. Aber – scheinbar am falschen Platz! Kurz vorher lesen wir nämlich: Und es waren Hirten in derselben Gegend auf dem Felde bei den Hürden, die hüteten des Nachts ihre Herde. Und siehe, des Herrn Engel trat zu ihnen, und die Klarheit des Herrn leuchtete um sie; und sie fürchteten sich sehr. (Lukas 2, 8.9)

Das müssen wir uns einmal richtig ausmalen: Kein hoher Politiker wäre heute ohne Leibwächter unterwegs. Erst recht kein König: Der hätte doch dafür gesorgt, dass Scharen von Soldaten mit blitzenden Rüstungen um ihn herum sind, ebenso jede Menge Diener und andere Vertreter seines Hofstaats. Nun kommt Jesus auf die Welt, die ihm nicht wohl gesonnen ist – und was sehen wir?

Nicht allein sein Geburtsort scheint auf den ersten Blick völlig falsch zu sein. Kein Palast, keine Hütte – nein, ein Stall. Keine Wiege, nur eine schmutzige Futterkrippe. Lumpen statt Luxus, sozusagen. Ein Zeichen dafür, dass Gott mit anderen Maßstäben misst.

Da könnte man doch wenigstens einen Besuch der Engel bei Maria und Joseph erwarten! Die beiden hatten ja schon Kontakt zu diesen Himmelsboten gehabt (Lukas 1 / Matthäus 1), im Gegensatz zu den Hirten. Und diesen Zuspruch hätten die jungen Eltern doch sicher gebrauchen können: „Fürchtet Euch nicht, wir sind stets in der Nähe und geben auf Euch acht!“ Aber nichts von alledem.

Ich glaube, der König aller Könige hat die himmlischen Heerscharen ganz bewusst am Stadtrand zurückgelassen. Ja, wir wundern uns: Jesus kommt zur Welt – und seine himmlischen Begleiter sind gar nicht dabei? Aber was hier geschieht, hat auch eine geistliche Be¬deutung. Paulus schreibt ganz richtig von Jesus: welcher, ob er wohl in göttlicher Gestalt war, hielt er’s nicht für einen Raub, Gott gleich sein, sondern entäußerte sich selbst und nahm Knechts¬gestalt an, ward gleich wie ein andrer Mensch und an Gebärden als ein Mensch erfunden; (Philipper 2, 6.7)

Ja – Jesus spielt nicht den Menschen, er wird einer! Ohne das, was wir heute als „Starallüren“ bezeichnen. Erst nach der Versuchung in der Wüste lesen wir: Da verließ ihn der Teufel; und siehe, da traten die Engel zu ihm und dienten ihm. (Matthäus 4, 11) Aber auch später macht Jesus keinen Gebrauch von seiner Autorität: Oder meinst du, dass ich nicht könnte meinen Vater bitten, dass er mir zuschickte mehr denn zwölf Legionen Engel? (Matthäus 26, 53), sagt er bei seiner Verhaftung.

Stattdessen sind die himmlischen Heerscharen bei den Menschen, um ihnen Gottes Botschaft zu verkünden. Ja, an Weihnachten wird tatsächlich alles anders! „Er wird ein Knecht und ich ein Herr, das mag ein Wechsel sein!“ , sagt ein altes Weihnachtslied. Jesus wurde arm und gab echt alles auf – sogar seine „Begleitengel“ Und wofür? Damit wir, auch Du und ich, zu Gottes Reichtum kommen können!