Der Apostel Petrus erhält von Jesus eine wunderbare Verheißung: Und ich sage dir auch: Du bist Petrus, und auf diesen Felsen will ich bauen meine Gemeinde, und die Pforten der Hölle sollen sie nicht überwältigen. (Matthäus 16, 18)
„meine Gemeinde“ – die Elberfelder Übersetzung sagt „meine Versammlung“. Aber wie übersetzen wir „ecclesiam meam“ richtig? Mit „Kirche“ oder „Gemeinde“? Ich persönlich spreche lieber von einer Gemeinde. Und das möchte ich ein wenig erklären.
„Gemeinde“, auf lateinisch „ecclesia“, neugriechisch „ekklisia“, auf französisch „église“, spanisch „iglesia“ oder im schottischen Gälisch „eaglais“ kommt vom altgriechischen „ekklesia“ und bedeutet die Versammlung bzw. die zusammengerufene Gemeinschaft. Das ist auch mit dem lateinischen „exclamare“ (ex: heraus; clamare: rufen, schreien) erklärbar.
Zur Zeit Jesu und der Apostel war allen klar, was damit gemeint sein konnte: Sowohl die politische Versammlung als auch die Anhängerschaft eines Philosophen oder Lehrers. Auch wenn das Volk Israel zusammen kam, um Gottes Wort zu hören, findet dieser Begriff Verwendung: Dieser ist’s, der in der Gemeinde in der Wüste mit dem Engel war, der ihm redete auf dem Berge Sinai und mit unsern Vätern; dieser empfing lebendige Worte, uns zu geben; (Apostelgeschichte 7, 38) Hier steht auch das Wort „ecclesia“ für Gemeinde.
Ich finde, dass der Gedanke „aus der Alltagswelt herausgerufen“ zu sein, für uns Nachfolger Jesu sehr gut zutrifft. Ohne Zweifel gilt: Wäret ihr von der Welt, so hätte die Welt das Ihre lieb; weil ihr aber nicht von der Welt seid, sondern ich habe euch von der Welt erwählt, darum hasst euch die Welt. (Johannes 15, 19) Das stimmt, wir sind zwar in dieser Welt, aber doch nicht von dieser Welt…
Das bedeutet jetzt ganz sicher nicht, dass wir uns in eine frommeParallelwelt zurückziehen sollen. Ja, ich habe jeden Tag mit sehr vielen Menschen zu tun, die „den lieben Gott einen guten Mann sein“ lassen, wie man im Deutschen so schön sagt. Schon vor gut 40 Jahren sagte mein Vater einem Pastor: „Es gibt keine christliche Automarke und keine christliche Sonnencreme.“ Damit meinte er ganz richtig, dass wir nach wie vor in der gleichen Welt leben wie vor unserer Bekehrung; einer durchaus unerlösten Welt.
Und doch sind wir Christen anders. Eben weil Gottes Ruf an uns ergangen ist: Denn Gott ist treu, durch welchen ihr berufen seid zur
Gemeinschaft seines Sohnes Jesu Christi, unsers Herrn. (1. Korinther 1, 9) Daraus entsteht auch unser Auftrag: sondern nach dem, der euch berufen hat und heilig ist, seid auch ihr heilig in allem eurem Wandel. 16 Denn es steht geschrieben: „Ihr sollt heilig sein, denn ich bin heilig.” (1. Petrus 1, 15.16)
In der Offenbarung heißt es dann auch: Und er sprach zu mir: Schreibe: Selig sind, die zum Abendmahl des Lammes berufen sind. Und er sprach zu mir: Dies sind wahrhaftige Worte Gottes. (Offenbarung 19, 9) – Vor vielen Jahren sagte eine Schwester ganz richtig: „Wir Christen sind nicht unbedingt bessere Menschen – aber wir sind ‘besser dran’!“ Denn Gott hat uns herausgerufen.
Das Wort „Gemeinde“ hat nicht zuletzt auch einen starken Bezug zu „Gemeinschaft“. Wir haben etwas Gemeinsames, um das wir uns versammeln können: Gott und sein Wort! Und das schafft auch eine Gemeinschaft, in der wir uns wohl fühlen können: Wir wissen, dass wir aus dem Tode in das Leben gekommen sind; denn wir lieben die Brüder. Wer den Bruder nicht liebt, der bleibt im Tode. (1. Johannes 3, 14) Dafür lohnt es sich durchaus, aus dieser Welt den nötigen Schritt heraus- und in Gottes Reich hineinzutreten.