Wenn jemand ein Produkt besonders bewerben möchte, dann erklärt er uns: „Das ist mit Liebe gemacht worden“. Das Gleiche gilt, wenn wir unseren Familienangehörigen oder besten Freunden ein besonderes Geschenk bereiten, vielleicht etwas selbst Gemachtes. Und welche Hausfrau sagt nicht voller Freude, wenn ihr Kuchen gut schmeckt und gelobt wird: „Da steckt auch ganz viel Liebe drin“?
Wir sehen also: Die Liebe, mit der wir etwas machen, verleiht den scheinbar ganz gewöhnlichen Dingen besonderen Wert. Sei es nun eine Bastelarbeit, ein Kuchen oder eine andere Sache, mit der wir andere erfreuen möchten. Umgekehrt ist ohne Liebe das teuerste Geschenk keine wirkliche Freude.
Nun fordert uns Paulus in der neuen Jahreslosung auf: Alle eure Dinge lasset in der Liebe geschehen! (1. Korinther 16, 14 / Luther 1912) Hier sind sich die anderen Übersetzungen, die ich habe, sehr ähnlich. Diese Stelle ist offenbar recht eindeutig. Der Wunsch, ja sogar die klare Aufforderung ist, dass die Liebe unser Handeln prägen soll. Unser gesamtes Handeln, wohlgemerkt.
Die Jahreslosungen gehen zurück auf das Jahr 1930. Der Pfarrer Otto Riethmüller wollte den fragwürdigen politischen Parolen der damaligen Zeit ein Bibelwort entgegensetzen. Und schon die erste Jahreslosung war eine Herausforderung für ihre Zeitgenossen: Ich schäme mich des Evangeliums von Christus nicht. (Römer 1, 16)
Auch die neue Jahreslosung ist kein ganz einfacher Text. Hass und Lieblosigkeit greifen nach wie vor um sich, genau wie zu Rieth- müllers Zeiten. Und wenn wir einmal ganz ehrlich sind: Es fällt uns zwar leicht, unseren Angehörigen, Freunden oder Geschwistern in der Gemeinde gegenüber „alles in Liebe geschehen zu lassen“. Jedenfalls sollte es uns leicht fallen…
Oft genug müssen wir aber feststellen, dass wir selbst bei den uns nahestehenden Menschen vieles eher aus reinem Pflichtgefühl machen. Beim Schreiben muss ich anerkennen: Das geht mir leider auch nicht anders. Wie viel mehr sind wir doch damit beschäftigt, den unbequemen Nachbarn oder Arbeitskollegen so halbwegs freundlich zu begegnen. Ihnen nicht offen ins Gesicht zu sagen, wie sehr sie uns manchmal auf die Nerven gehen. Ist dann die Forderung, alles in Liebe geschehen zu lassen, nicht weltfremd?!
Falls wir versuchen, aus eigener Kraft alles mit Liebe machen zu wollen, werden wir unweigerlich feststellen: Das funktioniert nicht! Oder wir werden zu Heuchlern, die am Ende Liebe vorspiegeln, nur… wie gut, dass niemand sehen kann, wie es dabei wirklich in uns aussieht. — Ich bin mir sicher, dass die Bibel das nicht will.
Jesus sagt seinen Jüngern beim letzten Abendmahl: Ein neu Gebot gebe ich euch, dass ihr euch untereinander liebet, wie ich euch geliebt habe, auf dass auch ihr einander liebhabet. Dabei wird jedermann erkennen, dass ihr meine Jünger seid, so ihr Liebe untereinander habt. (Johannes 13, 34.35) Zahlreiche andere Verse zeigen, wie wichtig Jesus dieser Punkt ist. Von diesem Thema kommen wir also nicht los – Bibelkenner wissen das.
Aber wer die Bibel kennt, der weiß auch: Was wir aus eigener Kraft nicht schaffen (und am besten gar nicht erst versuchen sollten), das schaffen wir, wenn wir Christus in unserem Leben wirken lassen! Im Geist habt ihr angefangen, wollt ihr’s denn nun im Fleisch vollenden? (Galater 3, 3). Das Liebesgebot führt uns vor Augen, wie sehr Jesus recht hat, wenn er sagt: Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viele Frucht, denn ohne mich könnt ihr nichts tun. (Johannes 15, 5) Schauen wir daher nicht auf unser Unvermögen, sondern auf seine Kraft!