Dass am 1. November Allerheiligen im Kalender steht, das wusste ich schon als kleiner Junge. Aber am Tag vorher, dem 31. Oktober? Kirchenkenner wissen auch das: Der Reformationstag.
Seit etwa 20 Jahren fällt mir auf, dass der Reformationstag zwar in Deutschland immer weniger eine Rolle spielt – sieht man mal vom 500-jährigen Reformationsjubiläum vor sechs Jahren ab. Dafür wird aber immer mehr etwas anderes ausgiebig gefeiert: Halloween.
Dieses „Fest“ war mir noch zu meiner Schulzeit völlig unbekannt. Aber heute scheint es nach Weihnachten und Ostern einer der ganz wichtigen Termine im Kalender, gerade für die Kinder zu sein. „Fest“ habe ich dabei ganz bewusst in Anführungszeichen gesetzt. Bei einem Fest gibt es nämlich einen guten Grund zu feiern. Nur… worum geht es denn hier?
An Halloween wird ohne Zweifel das gefeiert, was sonst überhaupt keinen Anlass dazu gibt. Da laufen viele Leute – und gerade auch Kinder – als Skelette, Vampire, Zombies, Dämonen, Hexen, Teufel und Leichen geschminkt und verkleidet herum.
Auch wenn immer wieder behauptet wird, dass der Zusammenhang zwischen Halloween und Okkultismus eher von den Kritikern konstruiert würde: Es lässt sich nun einmal nicht leugnen, dass hier mit den Dingen ein Spaß getrieben wird, über die ich ganz sicher nicht lachen möchte; Brauchtum hin – Süßigkeiten her.
Im vorchristlichen irisch-keltischen Kalender fand zu dieser Zeit das Fest „Samhain“ statt. Das war einer der vier Tage im Jahr, an dem die Menschen Zugang zur „Anderen Welt“ hatten. An diesem Tag wurden auch einem Gott der Unterwelt und des Todes, „Cromm Cruach“, Opfer der Erstgeburt gebracht. Von Tieren – und auch von Menschen.
Manchmal denke ich mir, es wäre gut, wenn die neuen Heiden ein bisschen wärenwie die alten Heiden. Denn die wussten, dass es kein Spaß ist, ohne Heimat durch die ewige Dunkelheit zu irren! Die Legende von Jack Oldfield, auf den die Kürbislaternen mit den ein- geschnittenen Gesichtern zurückzuführen sind, zeigt das deutlich.
Nein, die Angst vor der Dunkelheit, dem Tod und den Dämonen ist nichts, was man so einfach weglachen kann. Im Gegenteil: Diese Dinge ins Lächerliche zu ziehen, nimmt uns nur scheinbar die Angst davor. In Wahrheit führt es aber dazu, dass die Menschen das alles nicht mehr ernst nehmen, was dann noch gefährlicher ist.
Daher bin ich froh, dass wir uns keine Laternen aus Kürbissen oder Rüben schnitzen müssen. Denn für uns gilt der Satz: Das Volk, das im Finstern wandelt, sieht ein großes Licht; und über die da wohnen im finstern Lande, scheint es hell. (Jesaja 9, 2)
Wenn wir einen Grund zum Feiern haben, dann nicht nur an ganz ausgewählten Tagen im Jahr, sondern jeden Tag. Schließlich haben wir nicht nur ein paar Mal im Jahr die Möglichkeit, der jenseitigen Welt näher zu kommen. Wohl dem Volk, das jauchzen kann! Herr, sie werden im Licht deines Antlitzes wandeln; 16 sie werdenüber deinen Namen täglich fröhlich sein und in deiner Gerechtigkeit herrlich sein. (Psalm 89, 15.16)
Wir müssen (und sollen!) uns auch nicht als Vertreter der Unterwelt verkleiden, denn für uns heißt es: und danksaget dem Vater, der uns tüchtig gemacht hat zu dem Erbteil der Heiligen im Licht; 13 welcher uns errettet hat von der Obrigkeit der Finsternis und hat uns versetzt in das Reich seines lieben Sohnes, (Kolosser 1, 12.13) Mag die Welt um uns herum noch so sehr die Dunkelheit feiern, wir gruseln uns nicht mit ihr, sondern wir freuen uns am Licht!