Das Leben schreibt die interessantesten Geschichten. So habe ich letztes Jahr erst richtig verstanden, was die Bibel meint, wenn sie uns sagt: Es ist das Herz ein trotzig und verzagtes Ding; wer kann es ergründen? (Jeremia 17, 9)
Es war Mitte August. Als Besitzer des 9-Euro-Tickets konnten wir davon profitieren, dass wir direkt an einer der größten Haltestellen im Gebiet des Karlsruher Verkehrsverbunds wohnen. Was man von da alles erreichen kann – sogar ohne Umsteigen! Zum Beispiel mit der S5 nach Pforzheim, die dann als S6 nach Bad Wildbad weiter-fährt. Das haben wir auch gemacht.
Dort kamen wir direkt an der Talstation der Bergbahn an, mit der wir auf den Sommerberg fuhren. Den Baumwipfelpfad kannten wir zwar schon, aber die neue Hängebrücke noch nicht. Also haben wir dann dieses Meisterwerk der Baukunst entsprechend gewürdigt.
Auf dem Rückweg kamen wir im Wald an einer Bank vorbei, wo ein junges Paar mit seinem kleinen Mädchen saß; sie war vielleicht sechs oder sieben Jahre alt und hatte zwei Stofftiere auf den Aus-flug mitgenommen. Eines davon, eine kleine Katze, fiel ihr aus der Hand auf den staubigen Waldweg. Sie wollte es aufheben – aber sie griff mit beiden Händen zu. Und nun lag der kleine Hund eben-falls im Sand…
Betroffen schaute sie ihre beiden Stofftiere an und ihr Vater sagte: „Komm, ich mache sie dir sauber.“ Aber sie schaute ihn groß an und rief: „Nein! Du hast sie ja auch hingeschmissen!“ — Die Eltern und auch wir waren sprachlos, hatten wir doch genau gesehen, was passiert war. Dabei schien die Kleine überhaupt kein schwieriges Kind zu sein. Was aber hatte sie bewegt, so einen falschen Satz zu sagen?
Wir grübelten bis zur Bergstation der Bahn darüber nach und kamen zu der Erkenntnis: Die Kleine hatte nur das gemacht, was auch die Erwachsenen nur allzu oft machen. Ja, wenn etwas gut läuft, dann setzen wir gerne unseren Namen darunter. Nur – geht es schief, sind wir froh, wenn wir sagen können: „Aber das war ich doch gar nicht!“ Egal, wie abenteuerlich dann unsere Ausrede wird. Das steckt ganz offensichtlich tief in uns drin.
Und wie machen wir Menschen es mit unserem himmlischen Vater? Oft genau wie das kleine Mädchen. Da begehen wir unsere Fehler, versuchen schnell, sie zu reparieren und machen damit alles nur noch schlimmer. Dann kommt Er und sagt uns: „Mein Kind, lass’ Dir doch von mir helfen.“ Aber wie oft lautet dann der Vorwurf: „Wieso hast Du das zugelassen?“ oder „Wo warst Du, als … passiert ist?“
Der Wunsch, Probleme durch Wegschieben aus der Welt zu schaffen, ist so alt wie die Menschheit selbst: Da sprach Adam: Das Weib, das du mir zugesellt hast, gab mir von von dem Baum, und ich aß. (1. Mose 3, 12) Mit dem Sündenfall hat Adam nebenbei auch den Grund für den ersten Ehekrach der Weltgeschichte geliefert. Aber das eigentliche Problem war damit nicht ansatzweise gelöst!
Kehren wir zu dem zurück, was Jeremia weiter sagt: Heile du mich, Herr, so werde ich heil; hilf du mir, so ist mir geholfen; denn du bist mein Ruhm. (Jeremia 17, 14) Das deckt sich mit der Erfahrung, die König David gemacht hat: Der Herr ist meine Stärke und mein Schild; auf ihn hofft mein Herz, und mir ist geholfen. Und mein Herz ist fröhlich, und ich will ihm danken mit meinem Lied. (Psalm 28, 7)
Auch heute gilt für uns, dass unser Vater im Himmel uns so gerne seine Hand anbietet, um uns zu helfen. Die Frage ist nur: Greifen wir zu? Ja, greifen wir zu!